Daniel Martin
Der Protagonist Daniel Martin, Oxford-Absolvent und Drehbuchautor, hält sich auf der Höhe seines Erfolgs, mittlerweile geschieden, wegen der Auftragsarbeit für einen Film in Hollywood auf.
Seine Geliebte, eine junge Filmschauspielerin, versüßt ihm notdürftig die frustrierende Leere, die er in sich selbst und erst recht im Filmbusiness vorfindet, das er genüsslich-ironisch bis wütend-verurteilend beschreibt. Weil sein Jugendfreund Anthony stirbt, reist Daniel nach England und trifft dort seine alte Liebe Jane wieder, die in der Zwischenzeit Anthonys Frau geworden war und jetzt also Witwe ist. Sie reisen gemeinsam nach Ägypten – wo Daniel wegen des Films zu recherchieren hat –, um herauszufinden, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat.
Man kann das Buch über weite Strecken als große Liebesgeschichte(n) lesen, auch als den Entwicklungsroman eines Mannes vom Lande, der große Erwartungen an die Welt hat und weckt, diese Erwartungen oberflächlich betrachtet durchaus erfüllt, der sich unter der Oberfläche aber fundamental enttäuscht sieht und schließlich nur durch die späte Wieder- und Neuentdeckung der Liebe zu seinem eigentlichen Ich zu finden vermag.
Man kann den Roman genauso als literarisches Experiment verstehen, das über weite Strecken philosophisch grundierte Gesellschaftskritik und antizipatorische Medienkritik enthält (so Stefan Horlacher). Fowles beim Schreiben des Buchs: „Ich verbringe viel Zeit damit, nur dazusitzen und den Botschaften des Ungeschriebenen zu lauschen.“ (Journals II, Februar 1975)