Leben
31. März 1926
Johns Geburt in Leigh-on-Sea an der Themse unterhalb von London. Sein Vater Robert, ein Londoner Kaufmann, der eigentlich Jurist werden wollte, hatte im Ersten Weltkrieg in Flandern gekämpft und war 1919 ein Jahr im besetzten Köln stationiert. Er konnte Deutsch und las deutsche Dichter im Original. Er schrieb Gedichte und einen ebenfalls unveröffentlichten Roman über seine Kriegserfahrungen. Johns Mutter Gladys, 10 Jahre jünger als ihr Mann, war eine einfache Frau, ihre Familie stammte auch aus London. Sie soll in ihrem Leben von ihren Kindern nie mit einem Buch in der Hand gesehen worden sein. John wächst bis zum zehnten Lebensjahr zusammen mit seiner 18 Jahre älteren Kusine Peggy auf. 1942 kommt noch Hazel, Johns Schwester, zur Welt.
1939-1944
John ist Internatsschüler in Bedford, nördlich von London. Er wird bald Klassenbester, auch ein ausgezeichneter Sportler, Mitglied im Rugby-Team und Kapitän im Kricket-Team der Schule. „1939-1950 was a bad, bad time to be young“, JF 1987.
1945-1947
Militärdienst in Devon. Politisch seitdem Pazifist. Wohl spätestens seit dieser Zeit sein Leben lang starker Raucher. Auch gegen häufig übermäßigen Alkoholgenuss ist er nie mehr gefeit.
1947-1950
Studium der französischen Literatur – ein Jahr lang auch der deutschen – in Oxford, Bachelor-Abschluss. Erste Reisen nach Südfrankreich, auch in den späteren Jahren Fowles' bevorzugtes Reiseziel. Teilnahme an einer ornithologischen Nordnorwegen-Forschungsreise (Anregung für die „Seidevarre“-Episode im Roman The Magus). Intensive Beschäftigung mit dem französischen Existenzialismus, besonders Sartre und Camus. Sein Leben lang bleibt Fowles passionierter Sammler von alter Keramik und alten Büchern (englischen und französischen), nicht so sehr aus bibliophilem, vielmehr aus historischem und inhaltlichem Interesse. „Ein schlechter Roman von 1857 verrät einem mehr über 1857 als ein guter“, JF 1956. Zahllose Motti und Anspielungen in seinen künftigen Büchern zeugen von diesen Lektüren.
1950-1951
Lehrer für englische Literatur an der Universität Poitiers/Frankreich. Zeltreise mit Freunden durch Tirol, die deutsche Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg im August 1951.
1952-1953
Englischlehrer in einem vom britischen Schulsystem geprägten Internat auf der griechischen Insel Spetsä (Vorbild für die Insel „Phraxos“ im Magus), sein Spitzname „Bär“. John lernt dort die Frau eines Kollegen und Landsmanns kennen, seine spätere Frau Elizabeth, die er 1954 heiratet. „Eliz“ bringt ihre 10jährige Tochter Anna mit in die Ehe.
1954-1963
Lehrer am St. Godric's College in Hampstead, London, wo John Schülerinnen aus den verschiedensten Ländern in Englisch als Fremdsprache unterrichtet.
1963
Erster veröffentlichter Roman: The Collector/Der Sammler. Aufgrund des Erfolgs dieses Buchs kann Fowles den Lehrerberuf aufgeben und sich ausschließlich dem Schreiben widmen – nachdem er auch immer seltener zum Malen kommt, das ihn seit seiner Jugend begleitet.
1965
Erste Romanverfilmung: The Collector/Der Fänger.
1965-1968
Neuer Wohnsitz wird der ehemalige Bauernhof „Underhill“ unmittelbar an der Steilküste von Dorset in der Nähe von Lyme Regis. Nach einem Sturm bricht ein Teil der Steilküste ab und Fowles zieht zutiefst bedauernd mit Familie weiter. „Wie recht ich doch hatte, es Nilmanet zu nennen.“ (JF am 27. Februar 1968; nil manet = Lateinisch: Nichts bleibt.)
1968
Umzug in den Ort Lyme Regis hinein, Seebad an der Küste Dorsets, Kulisse u. a. von Fowles' späterem Roman The French Lieutenant's Woman. Sie wohnen im denkmalgeschützten Haus „Belmont“. Im Zusammenhang mit der Filmproduktion The Magus ausgedehnte Reisen in die USA, auch in den nächsten Jahren, meist einschließlich Lesungen und Vorträgen. In Lyme Regis bleiben John und Eliz für den Rest ihres Lebens.
1969
Erscheinen des Romans The French Lieutenant's Woman/Die Geliebte des französischen Leutnants, der als einer der exemplarischen postmodernen Romane gilt und Fowles' endgültigen Durchbruch untermauert.
1972
Gastautor des Jahres an der American University in Kairo; dabei Reise mit Eliz durch Ägypten, mit Niltour und Abstecher ins syrische Palmyra (literarischer Niederschlag in der Ägypten-Episode von Daniel Martin).
1973-1978
Erfolgreiches Engagement für den Erwerb und die Unterschutzstellung der unbewohnten Vogelschutzinsel Steep Holm in der Severn-Mündung, dies auch zwecks Errichtung eines Memorials für seinen verstorbenen Freund, den BBC-Journalisten und Naturschützer Kenneth Allsop.
1975
Spende des Typoskripts von The Collector an Amnesty International. – In Vorgesprächen zur Verfilmung von The French Lieutenant's Woman wird Fowles von dem zunächst ausersehenen Regisseur Fred Zinnemann die Rolle des Karl Marx angeboten; er lehnt dankend ab.
1976
Zum Fellow der Royal Society of Literature vorgeschlagen, Fowles lehnt die Ehrung ab.
1977
Vorträge an schwedischen Universitäten zu den Themen Moderne/Postmoderne, Psychologie und Literatur sowie zu Thomas Hardy. Erneut USA-Reise, dabei Besuch des Museumsdorfs der Shaker-Sekte in Hancock/Massachusetts im Zusammenhang der Vorbereitungen zu seinem letzten Roman A Maggot (1985).
1979-1988
Kurator des Lyme-Regis-Museums, anschließend noch dessen Archivar, beides ehrenamtlich.
1981
Dritte Romanverfilmung: The French Lieutenant's Woman/Die Geliebte des französischen Leutnants, ein Welterfolg. – Teilnahme an einer philosophischen Tagung der International Society for the Study of Time am Comer See. Fowles notiert sich die vorgetragene These des Physikers John Wheeler, des Mit-Entdeckers der Schwarzen Löcher (auch der „Wurmlöcher“ im Titel von Fowles‘ Essayband), es existiere die Möglichkeit, dass das Bewusstsein nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit erschaffe – eine Bestätigung seines literarisch-konstruktivistischen Credos.
1983/84
In Hamburg steht das Stück The Collector von David Parker nach Fowles’ Roman auf dem Spielplan des Englischen Theaters.
1985
Fowles weist seine Nominierung für den Booker Prize zurück.
1985-1988
Engagement für die Veröffentlichung des Buchs (Massacre at) Oradour des umstrittenen englischen Autors Robin Mackness über die Ermordung der Einwohner des französischen Dorfs Oradour durch die Nazis 1944. Fowles schreibt die Einführung.
ab 1988
Ein Schlaganfall und verschiedene zum Teil chronische Erkrankungen erschweren John Fowles den Rest seines Lebens. Erwerb sämtlicher Manuskripte, Tagebücher (diese in Kopie), persönlicher Papiere und eines Teils der Korrespondenzen durch das Harry Ransom Humanities Research Center an der Universität von Texas, Austin/USA. Dessen Direktor hatte schon 1977 das Typoskript von The French Lieutenant's Woman erworben. Die Verkaufssumme spendet Fowles an die englische Wohltätigkeitsorganisation War on Want (Krieg gegen die Armut). Die Originale der Tagebücher gehen an die Universität Exeter.
1990
Plötzlicher Tod Elizabeths.
1990er Jahre
Fowles ist wiederholt Kandidat für den Literatur-Nobelpreis.
1998
Heirat mit Sarah Smith aus Lyme Regis, die längere Zeit in Indien gelebt hat und in der Londoner Werbebranche tätig ist.
5. November 2005
John Fowles stirbt mit 79 Jahren.