Die Grille
Fowles' letzter veröffentlichter Roman spielt im frühen achtzehnten Jahrhundert und könnte inhaltlich sowie nach seiner barocken Formulierungslust wirklich dieser Zeit entstammen – eine 550 Seiten starke Stilübung also, wenn man so will. Es geht um einen mysteriösen Todesfall und um das spurlose Verschwinden des Angehörigen einer inkognito bleibenden Adelsdynastie, in deren Auftrag ein Anwalt mit inquisitorisch anmutenden Verhören um Aufklärung bemüht ist.
Zur wichtigsten Figur wird eine junge Frau, Rebecca, die wie so viele Fowles-Frauenfiguren, hier aber wortwörtlich zwischen Prostituierter, Heiliger und treusorgender Ehefrau changiert. Hintergrund sind Aberglauben, religiöse und sexuelle Riten der Zeit sowie die Vorstellung einer möglichen Befreiung durch das Kommen einer neuen spirituellen Bewegung, den historischen Shakers, und ihrer Gründerin Ann Lee.
Mit diesen hatte sich Fowles spätestens seit seinem Besuch des Museumsdorfs der Shakers in Hancock/USA im Jahre 1977 intensiv auseinandergesetzt. Das zentrale Mysterium des Buchs besteht in einer schwebenden Erscheinung (a maggot, in der deutschen Version an dieser Stelle „eine große gedunsene Made“), die möglicherweise Menschen in sich aufnimmt und die am Ende wieder entschwebt – ein deutliches Science-Fiction-Element.